…wenn mal nichts okay ist!
Beim Versenden meines Newsletters – Konfettipost #9 – kam mir der Gedanke, dass ich dazu neigen könnte, schön zu malen…
„Konfetti“ bedeutet in diesen Tagen für mich ganz besonders, immer wieder nach dem Bunten in meinem Leben Ausschau zu halten. Kleine Fitzelchen, die mein Herz hüpfen lassen und Leichtigkeit in den Tag pusten.
Schönmalerei? Ich? …echt jetzt?
JA, natürlich halte ich immer nach dem Ausschau, was gut ist. Auch, wenn ich doofe Phasen habe, nehme ich aktiv Kontakt mit meinen Ressourcen auf, suche mir Halt. Zusätzlich kann ich mit meinen Reiki-Sessions bei mir und natürlich auch bei anderen für guten Ausgleich, für Balance sorgen.
Das kommt jedoch nicht von ungefähr.
Was macht mich aus?
Wer, wenn nicht ich, wüsste ziemlich genau, wie dunkel es im Leben werden kann… Der Tod eines Herzensmenschen gehört sicher zu den Ereignissen, wo von jetzt auf gleich einfach gar nichts mehr gut ist. Wo das Licht ausgeht…
Falls du meine Geschichte nicht kennst, liest du auf „…ein Stück untröstlich“ mehr dazu.
Ja, das ist schwer…
Ja, das ist schwer auszuhalten…
Und ja: Manchmal ist es kaum auszuhalten.
Das darf so sein.

Just in diesen Tagen begegnete mir das Lied „Völlig ok“ von Florian Künstler und inspirierte mich dazu, meine Gedanken dazu zu teilen.
Nicht alles muss glattgebügelt werden. Es wird Zeit, dass es in unserer Gesellschaft ankommt, dass ein Innehalten und ein Aushalten wertvoll ist und angemessen!
Es ist völlig okay,
Florian Künstler „Völlig ok“
dass gerade gar nichts mehr geht.
So ist manchmal das Leben.
Ey, was soll ich jetzt…
Es ist völlig okay,
dass gerade gar nichts okay ist.
Und dass es so weh tut,
das gehört wohl dazu.
Dabei gilt es, gut hinzuschauen und hinzuspüren, finde ich: Schaffe ich es alleine da durch? Brauche ich „nur“ Zeit für mich und Ruhe, um meine Gedanken und Gefühle zu sortieren und auszuhalten, was gerade ist?
Wenn es gerade völlig okay ist, dass gar nichts okay ist, dann hilft eventuell eine Abwesenheitsnotiz an deine Lieblingsmenschen: „Melde mich gerade nicht, denn ich befinde mich im Wandel. Doch ich schaffe das!“
…doch, was, wenn es nicht zu schaffen ist? Wenn nach dem „nicht okay“ kein Durchatmen kommt?
Durchhalten
Unsere Elterngeneration (in meinem Falle Kriegskinder) hatte gar keine andere Wahl als der Parole zu folgen, die Zähne zusammenzubeißen (oder auch die A*backen) und weiterzumachen. Um Gefühle auszudrücken oder ihnen Raum zu geben, war keine Zeit. Die Gesellschaft eröffnete dafür keine Option, oder?
Stattdessen wurde häufig lieber mit einem „Das wird schon.“ gelächelt oder mit einem „Alles wird gut.“ ein vermeintlicher Trostversuch gestartet. Nicht in der Intention, etwas wegzureden, vermutlich eher mit dem Hintergrund, dass tiefe Gefühle überfordern… Wenig hilfreich, oder?
Und: Was ist, wenn etwas passiert, das nicht wieder gut werden kann? Das einzige, was möglich ist, ist dann eben, es anzunehmen, wie es gerade IST.
Das kostet Zeit und Kraft, doch das, was ich erlebe – in jeglicher Hinsicht: Gutes und Trauriges – macht etwas mit mir, es verändert mich. Und ich danke dem Leben dafür, dass ich mich wandeln darf. An einem Tag bin ich die laute Fröhliche, an einem weiteren bin ich die redende Philosophierende, an einem anderen bin ich still und traurig. Wichtig finde ich, dass das, was ich hier als „Tag“ beschreibe, nicht mit einem Kalendertag gleichzusetzen ist. Für mich umschreibt dies eher eine Zeitspanne unbekannter Dauer, denn das Durchleben von Gefühlen ist wie in der Achterbahn mal ein irre schneller Looping und mal eine lange, gerade Strecke, bei der das Ende nicht zu sehen ist.
Wenn ich mal den Eindruck habe, dass so gar kein Ende in Sicht ist, dann habe ich mittlerweile ein wunderVOLLes Netzwerk, wo ich um Hilfe bitten kann ohne mich klein zu fühlen. Denn, mal ehrlich: Nur, weil ich mit Reiki sehr spirituell angebunden bin, bedeutet das nicht, dass ich in vollkommener Erleuchtung in himmlischen Sphären schwebe *lach*. Auch ich weiß manchmal nicht weiter oder fühle mich einsam oder… Bei meinen FreundInnen bin ich mit Menschen verbunden, die Licht und Schatten kennen und wo ich willkommen bin mit all‘ meinen Emotionen.
Kennst du das auch? Manchmal ist so ein Tief so zäh, dass man gar nicht reden kann oder will – und gleichzeitig tut es nicht gut, alleine zu sein.
Was dann?
Do you have 8 minutes?
Mir begegnete ein rührender Beitrag von Simon Sinek, in dem er von einer Freundin berichtete, die seine Hilfe gebraucht hätte, ihm jedoch lediglich ein „Hast du Lust, vorbeizukommen.“ getextet hatte. Bei ihm kam keine Dringlichkeit an, die Freundin fühlte sich alleingelassen. Um in solchen Situationen angemessen reagieren zu können, haben die beiden das Codewort „Do you have 8 minutes“ vereinbart. So ein Code ist leichter getippt als eine Erklärung, was gerade los ist. Auf der Empfängerseite bedeutet es, dass wer diese Worte liest, alles stehen und liegen lässt und sich meldet.
Anschließend bin ich bei Recherche auf den dazugehörigen wissenschaftlichen Hintergrund gestoßen und finde das wirklich inspirierend. Hier kannst du etwas tiefer einsteigen und ggf. weiter recherchieren *klick*.
Alles, was es in einer konkreten Notsituation braucht, sind 8 Minuten, heißt es dort. Sprich: ein kurzes Telefonat kann ausreichen.
Für die Bewältigung von Krisen und zum Überwinden von Stressphasen brauchen wir sichere und vertrauensvolle Beziehungen. „Bindung“ ist hier das Stichwort. Durch das Hören einer vertrauten Stimme werden Bindungshormone wie Oxytocin ausgeschüttet und das tut unserer Gesundheit gut: Wir fühlen uns wohl.
…und das mit nur 8 Minuten Zeitaufwand?! Großartig, oder?
Diese 8 Minuten Zeit für den anderen findest du immer. Egal, wo du gerade eingespannt bist, für 8 Minuten kannst du die Pause-Taste drücken und präsent sein. Es ist nicht deine Aufgabe, in diesen 8 Minuten die Probleme des anderen zu lösen. Nein. Es geht viel mehr darum, dem/der anderen zu zeigen „Hey, du bist nicht alleine. Ich bin da für dich.“ und so den Druck des Alleingelassenfühlens zu nehmen.
Wie ist das bei dir? Hast du ein Netz, das dich trägt, wenn du dich fallen lassen möchtest?
Hast du vielleicht sogar jemanden, mit dem du ein Codewort vereinbart hast?
Wie geht es dir, wenn es dir nicht okay geht? Zeigst du dich damit? Magst du es, wenn sich andere so zeigen?
Ich denke, es ist essentiell, sich auch „nicht okay“ zu zeigen, um den Weg zum „wieder okay“ zu ebnen – was meinst du?